• Das Projekt

In den letzten Monaten am borg3 beschäftigten sich die Schüler_innen des naturwissenschaftlichen Zweiges in Workshops und in den Unterrichtsgegenständen Deutsch und Bildnerische Erziehung mit der Frage der Konstruktion von persönlicher und kultureller Identität.

Bei einem initialen Workshop mit Peter Zoltan an der Uni Wien wurde vor allem der Begriff der Toleranz diskutiert. In der Folge verfassten die SchülerInnen der 8a Texte, die - fiktional oder auf realen Erfahrungen basierend - ihre eigene Biografie reflektieren. Die bildnerisch-gestaltenden Arbeiten gehen von einem prägenden Objekt aus oder illustrieren den Text. Bei der grafischen Umsetzung half Anna Breitenberger.

Wir bedanken uns bei Kulturkontakt Austria für die finanzielle Unterstützung,

Wolfgang Mühl (Deutsch, KV) und Barbara Zeilinger (BE), April 2016

Bakir

Dischdasch mit Etikett (Etikett: Ausdruck auf Papier, Öse, ca. 12x15cm), Fotografie


Einmal Dischdasche, immer Dischdasche! 

Dischdasche. Das weiße arabische Kleid. Ich sehne mich nach den Zeiten, wo das Tragen dieses Kleides zur Tagesordnung gehörte. An einem heißen irakischen Tag in Bagdad schreit alles im Körper danach, die gewöhnliche Kleidung abzulegen und sich mit der himmlischen Kur der Dischdasche zu verwöhnen. Ich erinnere mich, wie ich nach langen Schultagen mich zum Kleiderschrank begab, ihn öffnete und vom strahlenden Licht des weißen Stoffes kurzzeitig geblendet war. Ich nahm sie in die Hände. Die zärtliche Textur war für die fünf-fingerigen Extremitäten wahrlich ein Genuss. Der Moment, an dem der kalte weiße Stoff sanft die Haut berührte, war ein Segen. Ein Gefühl von tiefster Entspannung und Erleichterung durchforstete Körper und Seele. Der Geist setzte sich in den Energiesparmodus und fuhr alle Körperfunktionen außer dem Verdauungstrakt herunter. Ab diesem Moment übernahm der Magen die Kontrolle über die Motorik und der Mund wurde zum wichtigsten Bestandteil dieses Betriebs. Der Kühlschrank wurde zum unzertrennlichen Geliebten und der Ofen zum treuen Lebensgefährten. Jeder Gedanke und jede Emotion, die sich nicht ums Essen drehte, war überflüssig. Raum und Zeit waren überflüssig. Auch Gravitation war überflüssig. Denn man schwebte durch diesen Tagestraum im hier und jetzt. Schließlich war der Tag zu Ende. Der Magen war ausgetobt und schläfrig. Der Geist übernahm die Verantwortung, die letzten Routine durchzuführen, bevor es ins europäische Bett ging. Auch das europäische Bett freute sich auf die Dischdasche. Es hatte ihre Schönheit seit seiner Immigration ins arabische Großfamilienhaus auch verstanden. Für dieses gab es kein Zurück mehr. Einmal Dischdasche, immer Dischdasche!

Aus Liebe zu meiner wunderbaren arabischen Kultur beschloss ich, einen charakteristischen Teil des arabischen Alltags zu präsentieren. An diesem Kleidungsstück hängen viele Erinnerungen, die bei jedem Anziehen in Erinnerung gerufen werden. Denn einmal Dischdasche, immer Dischdasche!

-Bakir, 18 Jahre
irakische Herkunft, syrische Kindheit, österreichische Jugend, the sky is the Limit!

Lorjentina

Fotografie/Grafik


Wir sind fast angekommen. Die Situation ist unvorhersehbar. Ja, von hier kann man die serbischen Sicherheitskräfte schon sehen. Zuerst müssen wir die Grenze überschreiten. Wir sind alle hungrig, nur sehr wenige haben Nahrung mitgehabt. Diese unangenehme Spannung im Autobus macht die Situation noch schlimmer. Die schreienden Babys. Die Unruhe der Passagiere. Man kann die Angst riechen. Als die Tür sich öffnete, entsteht eine unschöne Stille. Meine Sitznachbarin versteckt rasch mit völliger Beklommenheit ihre Halskette, auf der der albanische Adler dargestellt ist. Zwei serbische Polizisten steigen in den Autobus ein und einer verlangt unsere Reisepässe unverzüglich. Ich sehe die besorgten Gesichter. Seine abscheuliche Art verängstigt besonders die Frauen.
Er hat schon die Hälfte der Mitfahrer hinter sich. Ich sitze in der vorletzten Reihe. Eine junge Frau sitzt eine Reihe vor mir. Plötzlich fängt ihr 7-monatiges Kind an zu weinen. Sie versucht alles, um ihr Kind zu beruhigen, denn der serbische Soldat nähert sich ihr. Sie kommt dran.
Ihr Kind weint noch immer. Er verlangt ihren Reisepass. Sie gibt ihm ihren Pass und den ihres Kindes. Plötzlich fängt der serbische Polizist mit einer widerwärtigen Stimme an serbisch zu reden.
Die meisten verstehen ihn nicht. Er richtet sich an die junge Frau. Ein Mitfahrer übersetzt, was er sagt. Er will wissen, warum ihr Kind weint. Sie antwortet mit zittriger Stimme, dass ihr Kind Hunger habe. Er will, dass sie ihr Kind ihm übergibt, damit er das Kind dazu bringt, mit dem Weinen aufzuhören. Die Mutter ist unsicher. Er entreißt ihr das Kind und gibt es dem anderen Polizisten. Nachdem er mit uns allem durch ist, steigt er aus dem Autobus aus. Ich höre noch immer das weinende Kind, plötzlich hört das Schreien und Weinen auf. Etwas später kommt der serbische Polizist wieder und gibt der jungen Frau ihr Kind. Was ich jetzt erlebe, vergesse ich nie. Der Gesichtsausdruck der Frau, als der serbische Polizist ihr ihr Kind mit zerschnittener Kehle übergibt, ist unbeschreibbar.

Lorjentina

Ellen Joy

Traditionelle rumänische Bluse
Detail
Ellen Joy: Musterdetail, Filzstift auf Papier, ca 10x10cm
Ellen Joy: Blumendetail, Stickgarn auf Leinen, ca. 20x20cm

Rumänien ist ein Bestandteil meiner Herkunft, da ein Teil meiner Familie aus dieser Region stammt. Mit meiner Arbeit stelle ich meine persönliche Verbindung zur rumänischen Kultur dar, indem ich eine typisch rumänische Tracht porträtiere und so versuche, auf die Vielfältigkeit unserer Gesellschaft aufmerksam zu machen.


- Ellen Joy, 18 Jahre

Mohammad

Fotografie/digitale Bildbearbeitung
Auf den Fotos sieht man eine Kappe, die für die Volksgruppe Hazara, eine Minderheit in Afghanistan, sehr wichtig ist.

Die Hazaras tragen diese Kappe bei bestimmten Angelegenheiten, z.B. bei der Hochzeit und bei kuturellen Veranstaltungen. Diese Kappen werden von den Frauen händisch genäht, was sehr viel Arbeit ist. Der Bräutigam bekommt diese Kappe und er trägt sie mit der festlichen afghanischen Kleidung bei seiner Hochzeit. 
Die Kappe wird nur von den Männern getragen. Besonders bei dieser Kappe ist, dass verschiede Farben kombiniert werden. Meistens ist sie rot und orange. Für mein Projekt habe ich von mir und  meinen Klassenkollegen Fotos gemacht und die Hälfte meines Gesichts mit den anderen kombiniert. Meine Klassenkollegen sind aus verschiedenen Nationen.

Mohammad, 20 Jahre

Fatma

Fatma T.: "Die Brücke", mixed Media (3d-Collage, Textil, Acryl auf Papier, 3-D Rahmen), 32x32 cm

Die Brücke

Ich hoffe das hält. Wenigstens stabil genug um mich zu tragen.
Das Material sieht nicht sehr stark aus. Naja, wie stark kann es schon sein, es besteht aus meinen Bettdecken und Tüchern. Wenn ich ein Geräusch mache. Ja, das wäre mein Ende.
Aber schlechter kann es ja kaum werden.
All die Gesichter. Meine Eltern. Meine Geschwister.
Ich sehe schon die Tränen. Die Tränen wären wahrscheinlich fürs Geld.
Der Alte würde wahrscheinlich all das Geld zurückwollen.
All das was er für eine 14-jährige, für mich, bezahlt hatte.
Meine Eltern haben wahrscheinlich schon vieles damit gekauft. Dann würden sie vieles verkaufen müssen um es zurückzubezahlen. Vielleicht Land oder Gold oder Kühe.
Ah, Kühe. Das erinnert mich an meinen Vater.
Ich höre schon meinen Vater fluchen „Irem, diese or***u ,wie viel Schaden sie uns bringt, wäre besser wenn wir sie dem anderen verkauft hätten, dem konnte sie nicht entfliehen“.
Arme Eltern.
Aber schlechter kann es ja kaum werden.
Schlechter als mein Leben mit einem Fremden, 40-jährigen Mann verbringen zu müssen. Der noch dazu nicht mal weiß, wer Cemal Süreya ist.
Cemal Süreye. Die Romane, die ich unten im Keller gefunden habe.
Ich glaube das war der Hauptauslöser.
Die Städte, von denen er redet. Hier gibt es sowas nicht.
Die Freiheit über die er erzählt.
Ob ich es bis dorthin schaffe? Und was mache ich dann dort?
Auf den Straßen schlafen? Als Prostutierte arbeiten?
Aber schlechter kann es ja kaum werden.
Wie süß diese Freiheit für meine Ohren klingt. Fast so süß wie die meine Hochzeitstorte von heute Abend.
Aber jetzt ab runter.

Eine Arbeit, die meinen Text bildlich darstellt: Das Haus, das ihr so schwer fällt zu verlassen. Eine Brücke, die den Übergang zwischen der Freiheit und der Gefangenschaft darstellt. Ein Tuch, das als ihr größtes Hilfemittel dient. Und ein Ballon, der die Freiheit symbolisiert.

18-jährige Türkin

Marlene & Antonia

Marlene, Antonia: Maskenbildnerfarbe auf Haut, Fotografie
 

Die Geschichte eines Wolfes der gezwungen wurde ein Dachs zu sein


Wenn jeder Mensch ein Tier verkörpert, dann ist meine Familie eine Dachsfamilie. Eine Dachsfamilie deswegen, weil Dachse sehr launisch sein können, genau wie meine Eltern.
Ich aber passe nicht ganz in diese Familie hinein. Ich habe mich immer schon ein wenig fehl am Platz gefühlt.
Denn ich sehe mich als einen schwarzen Wolf. Immer schon war ich anders als meine Eltern, auch anders als meine Großeltern, Tanten und Onkel.
Ich verstand mich nur mit vier Personen aus meiner Familie richtig gut. Das waren die Großeltern von mütterlicher Seite meine beiden liebsten Cousinen Carina und Andrea.
Die haben mich immer so akzeptiert, wie ich bin und das hat mich glücklich gemacht. Oma und Opa mütterlicherseits sind ein Dachs und ein Uhu. Meine beiden Cousinen sind ein Hund und ein Fuchs.
Alle Freunde, die ich in Kindergarten und Volksschule hatte, waren immer nett zu mir und haben mich auch immer so angenommen, wie ich bin.
Jedoch als ich in die Hauptschule kam, fühlte ich mich komplett am falschen Ort. Alle Tiere in der Schule waren gegen mich, lachten mich aus, spotteten über mich und verletzten mich sogar. Seit diesem Zeitpunkt an verkroch ich mich immer mehr und wurde ängstlich und sehr schüchtern.
Aber als ich dann in das BORG 3 kam, schöpfte ich neue Kraft und fand auch viele neue Freunde wie zum Beispiel einen schwarzen Adler, eine Panter und einen anderen Wolf. Dieser war weiß wie Schnee.
Ihnen konnte ich vertrauen und durch sie bin ich wieder mutiger geworden. Das sind wahre Freunde, die einem zuhören, wenn man Probleme hat und die einem helfen, wenn man Hilfe braucht.
Ich habe durch sie gelernt, dass Freunde etwas Gutes sind und dass man sie nicht vergraulen soll, denn sie können eine gute Stütze im Leben sein.

 

Wo ist mein Tier?

Ein jeder Mensch wird mit einem Tier geboren. Dieses Tier zeigt jedem Menschen, woher du kommst und soll sagen, wer du bist.
In Deutschland war es der Schwarzbär, in England der Jagdhund und in Spanien ein Stier. Auch in Österreich wurde jeder mit einem Turmfalken geboren. Da gab es keine Ausnahmen.
Keine Ausnahmen? Nicht ganz! In einer kleinen Stadt in Österreich wurde nämlich einst ein Mädchen geboren, das kein Tier hatte. Nur ein Schatten folgte ihr. Natürlich wunderten sich die Einwohner der Stadt. Warum hatte sie kein Tier? Sowohl Mutter als auch Vater hatten Falken, warum also sie nicht?
Doch den Kindern war das egal. Sie spielten lieber miteinander und befreundeten sich mit dem seltsamen Mädchen. Dieses spielte mit ihnen oft und gerne, spielte auch oft mit den Tieren der anderen Kinder. Und die Tiere mochten das Mädchen ohne Tier. So lernte das Mädchen viele Tiere kennen und schloss viele Freundschaften.
Dennoch trauten die Erwachsenen dem Mädchen nicht über dem Weg. Als das Mädchen auch noch einen Bruder bekam, der doch mit einem Falken geboren wurde, wirkte das Mädchen ohne Tier umso seltsamer. Aber das Mädchen merkte nichts davon und schaffte es, die Erwachsenen mir ihrer fröhlichen und offenen Art davon zu überzeugen, dass sie weder gefährlich noch ansteckend war.
Doch je mehr Zeit verging, und umso größer die Kinder wurden, umso mehr wollten auch die Kinder der Stadt wissen, warum sie kein Tier hatte. Denn während die Tiere der Kinder wuchsen, wuchs der Schatten des tierlosen Mädchens. Sie fragten sie immer öfters darüber aus, doch das Mädchen wusste keine Antwort.
Also machte sich das Mädchen auf die Suche nach ihrem Tier. Sie suchte im ganzen Land nach einem Falken ohne Menschen, sicher, dass es ihrer sein würde. Doch sie fand keinen. Stattdessen veränderte sich ihr Schatten. Er nahm die Form eines Eis an. Das Mädchen war sehr erstaunt, war es dazu noch ein ziemlich großes Ei, so groß wie ein Fußball.
Unsicher, was daraus schlüpfen würde, kümmerte sich das Mädchen um das Ei mit viel Liebe und Hingabe. Sie hoffte so sehr, es würde ihr Tier sein und war bereits gespannt, was es werden würde. Und als endlich der Tag kam, an dem es schlüpfte, war das Mädchen ganz aufgeregt. Doch was aus dem Ei schlüpfte, war kein Falke.
Das Mädchen beschloss ihr Tier geheim zu halten, hatte es doch große Angst, so seine Freunde zu verlieren. Sie lebte also weiter ihr Leben, hoffend, dass man sie mit ihrem Tier in Ruhe lässt.
Doch genau das Gegenteil traf ein. Je mehr das Mädchen versuchte ihr Tier für sich zu behalten, umso mehr wandten sich ihre Freunde von ihr ab. Mancher machte sich sogar lustig über sie, nannte sie Tierlose. Das Mädchen wurde immer trauriger. Und auch wenn die Erwachsenen der Stadt sie jetzt unterstützten, so fühlte das Mädchen bald nur noch Einsamkeit.
Bald darauf verließ das Mädchen die Stadt. Ihr Tier versteckte sie vor den Blicken der Einwohner.
Die Jahre vergingen und das Mädchen schien nicht mehr zurückzukehren. Aus den Kindern waren junge Erwachsene geworden und mancher bereute, wie er das Mädchen einst behandelt hat. Sie wollten sich entschuldigen und noch einmal von vorne beginnen, doch es schien, als würde sie nicht mehr zurückkommen.
Doch hingegen aller Erwartungen kam das Mädchen eines Tages zurück. Aus ihr war inzwischen eine junge Frau geworden und sie kehrte nicht allein in die Stadt zurück. Sie wurde von einem Braunbär, zwei Wölfen, einem Dingo, einem Eisbären und einem Papagei begleitet. Ihren Freunden. Und an der Seite der jungen Frau war ein schwarzer Adler. Ihr Tier.
Ihre ehemaligen Freunde staunten, was aus dem Mädchen von damals geworden ist, manch einer war vielleicht sogar neidisch. Und alle wollte wissen, woher die junge Frau ihr Tier hatte, unsicher, ob es wirklich ihres war. Doch sie erklärte ihnen, dass ihr Adler einst ihr Schatten war. Und auf die Frage hin, warum er früher ein Schatten war, antwortete sie. „Weil er ein Teil der Vergangenheit meiner Familien ist.“ Denn der schwarze Adler gehörte einst zu Siebenbürgen, vielen auch bekannt als Transsilvanien. Doch er starb bereits vor langer Zeit aus.
Die Familie der jungen Frau stammte ursprünglich von dort, ging aber noch zur Zeit der schwarzen Adler ins Ausland. Mit den Generationen verschwand der Adler und man glaubte bereits, er wäre verschwunden. Doch seine Wurzeln kann man nicht loswerden. Irgendwann wird immer jemand geboren, der die Wurzeln wieder aufleben lässt.
Viele ehemalige Freunde der jungen Frau entschuldigten sich bei ihr, baten sie um Verzeihung. Zwar nahm sie die Entschuldigungen an und meinte, alles sei in Ordnung, aber niemand schaffte es sich mit ihr wieder anzufreunden. Denn die junge Frau blieb nicht in der Stadt. Sie hatte ihren Platz in der Welt woanders gefunden. Sie besuchte zwar die Stadt regelmäßig, blieb aber nie länger als ein paar Tage. Die Einwohner bereuten nun umso mehr, wie sie die junge Frau früher behandelt hatten, aber sie akzeptierten ihre Entscheidung. Sollte sie aber jemals wieder fallen…so würden die Einwohner dieser Stadt ihr helfen.
Bis sie wieder lernt zu fliegen…

 

Antonia & Marlene: Maske als Tiger/Wolf

Tiere sind alle verschieden - genauso wie Menschen. Es gibt Leute, die sind mit ihren Gedanken so frei wie Vögel, andere so hinterlistig wie Füchse oder brutal wie Bären.
Bei dem Text "Mein Tier" hab ich mich jedoch an die Thematik Einheit gehalten. Diese eine Sache, die Gruppen von Menschen, manchmal ganze Länder von einander unterscheidet und diese Personen auch eint. Doch im Text wird die Schattenseite dieses Themas beleuchtet: Was, wenn man in eine bestimmte Gruppe geboren wurde, aber trotzdem anders ist?
Es beschreibt einen Vorgang voller Angst, Unsicherheiten und Schmerz...aber auch, was passieren kann, wenn man aus diesem schwarzen Sog entkommt und daran wächst.

Beim Bild wählte ich den Tiger, weil er stark und unabhängig ist. Zwei Eigenschaften, die ich an ihm beneide und selbst verkörpern möchte. Dazu dient auch das Lächeln auf den Fotos. Ohne meinen Freund, den Wolf, der mir hilft, muss ich Gefühle, wie Schmerz, Trauer und Angst verstecken...und wie geht das besser, als mit einem Lächeln auf den Lippen?

In meinen Gedanken ist jeder Mensch ein bestimmtes Tier. Bestimmten Menschen teile ich ein Tier zu nach ihren Eigenschaften und anderen einfach nur nach ihrem Aussehen . Zum Beispiel: Manche Menschen sind schlau wie ein Fuchs, andere wiederum nervig wie eine Gelse. Und darauf basiert mein Text: "Der Wolf, der gezwungen wurde ein Dachs zu sein."

Marvin

Verwandtenbesuch 

Zutaten
  1.  diabeteskranker Opa
  2.  motivierte Oma
  3.  grimmiger Onkel
  4.  unternehmenslustige Cousine 
  5.  200g Küsschen

Rezept

Es klingelt an der Tür, die Verwandten kommen. Die Oma sagt: „Geh Andi macht die Tür auf!“ Andi öffnet die Tür. Die Tante stolziert herein: „Hallo Andi, Frohe Weihnachten wie geht’s dir?“ Küsschen rechts, Küsschen links. Der Onkel kommt: „Frohe Weihnachten Andi, wie geht’s dir?“ kräftiges Händeschütteln. Die Mama ruft: „Frohe Weihnachten, wie geht’s dir?“ Bussi rechts, Bussi links. Die Oma ruft aus der Küche: „Frohe Weihnachten Kinder!“ Bussi rechts, Bussi links, Händeschütteln. Die Cousine kommt: „Hallo Andi wie geht’s dir?“ Bussi rechts, Bussi links. Andi ruft: „Hallo wie geht’s euch?“ Händeschütteln. Kleidung wird abgelegt, Hausschuhe verteilt. Jedes Mitglied der Familie sitzt am großen, festlich gedeckten Tisch. Der Kaffee wird serviert. Die Torte wird angeschnitten. Die Oma sagt zur Mutter: „Mach du das!“ Die Mutter hält das Messer in der Hand und beginnt mit der Arbeit und zerteilt die Süßspeise in gleichmäßige Segmente. „Wem darf ich geben?“ Die Runde schweigt. Der diabeteskranke Onkel hält den Teller vor. Die Tante blickt streng. Der Onkel ignoriert es. Die Mutter übergeht es und teilt rundum aus. Die Tante sagt: „Mir nur ein kleines Stück, ich kann nicht so viel.“ Die Oma sagt: „Mir nur ein kleines Stück.“ Die anderen nehmen ihr Tortenstück kopfnickend entgegen, es wird gelobt. Reden über Bekannte und Verwandte. Die üblichen Themen werden angeschnitten. Die Zeit verfliegt. Nach einigen Stunden: „Wir müssen gehen!“, sagt die Tante. „Ja!“ bekräftigt der Onkel. Auch die Cousine steht auf. Hausschuhe werden abgeliefert. Andi hilft der Tante in den Mantel. Hände werden geschüttelt. Bussi rechts, Bussi links. „Danke fürs Kommen!“, sagt die Oma. „Hoffentlich sehen wir uns bald wieder.“, sagt die Mama. „Ja, tschau bis bald.“, sagt Andi erleichtert.

Buntstift auf Papier, je ca 20x15cm
Mein Thema handelt von einem typischen Verwandtenbesuch.
Mit den Bildern stelle ich die Variationen der Kuchen da, die bei einem typischen Verwandtenbesuch nicht immer die gleiche Form haben.

-Marvin, 17 Jahre


Nigerianisch/österreichische Wurzeln, in Österreich geboren und aufgewachsen

Rania

Collage, 70x100cm

Es hat dort 40° und die Kommunikation zwischen den Menschen dort ist uns komplett fremd. 
Die Kommunikation erfolgt mit Hupen. 
"Gehen sie vor" entspricht einmal Hupen.
Wenn aber sehr lange gehupt wird, dann heißt es nichts anderes als "Willkommen".
Sobald wir diese beiden Sachen hören und spüren, dann heißt es nichts anderes als man ist in... ÄGYPTEN

Yvonne

Yvonne: Stofftier, Papier, Stecknadeln

Das Symbol des Neuanfangs

Es war im Jahr 2004, im welchem sich mein ganzes Leben auf den Kopf stellte. Man könnte sogar sagen, dass dieser Tag der Anfang eines besseren Lebens war.
Als ich acht Jahre alt war, kam dieser Montagmorgen im September, vor kurzem hatte die zweite Klasse der Volkschule begonnen. Da mein Geburtstag kurz bevor stand, dachte ich hauptsächlich daran. Wie jeden Morgen kam die ganze Familie zusammen und wir aßen gemeinsam unser Frühstück. Die Stimmung am Frühstückstisch war, wie auch schon in den letzten Monaten, nicht besonders überragend. Dies lag daran, dass meine Eltern oft gestritten haben. Nachdem ich satt war, brachte mich meine Mutter wie auch sonst in die Schule. Der Vormittag verlief wie immer. Doch als ich meine Mutter in der Klasse stehen sah, war mir klar, dass irgendwas passiert sein musste. Sie kam zu mir und sagte liebevoll, aber mit Tränen im Gesicht: „Komm, wir fahren nach Hause, du hast heute schulfrei“. Da die Lehrerin so schien, als wäre diese Ausnahmeregelung abgesprochen, verschwendete ich keinerlei Gedanken mehr daran. Doch eine Sache blieb in meinen Gedanken: warum meine Mutter nur weinte. Als wir im Auto saßen, gab sie mir mein Lieblingskuscheltier in die Hand, ein Hase so wie aus dem Film „Felix der Hase“. Sie wusste, wie viel mir an diesem Stofftier lag und wollte deswegen, dass ich es immer bei mir habe. Als ich den Mut gefasst hatte, sie zu fragen, warum sie weinte und wohin wir fahren, sagte sie: „Wir fahren zu unserem neuen Zuhause.“
Dies war der Tag, an dem meine Mutter meinen Vater verließ und sie sich scheiden ließen. Es war gleichzeitig der schlimmste und auch der aufregendste Tag meines Lebens. Da meine Mutter unter Zeitdruck und Angst unsere Sachen packte, nahm sie nur zwei kleine Taschen mit Gewand, die notwendigsten Dokumente und mein Kuscheltier mit. Dieser kleine Hase steht nun seit damals für einen bedeutenden und wunderschönen Neuanfang, welcher mein Leben ins Positive veränderte.

Ich wollte mit dieser Arbeit zeigen, dass in jeder Kindheit schlechte Erlebnisse ihren Platz finden, so auch in meiner. Es gilt jedoch über diese schlechten Ereignisse hinwegzukommen, nie aufzugeben und einen Neuanfang zu suchen. Alle, die in meiner Situation sind: Gebt nie auf!
- Yvonne, 19 Jahre

Zeynep


Mein erster Erfolg

Es war im Jahre 2006, es war das Erste Mal, dass ich an einem Wettbewerb teilgenommen habe. Es war ein Laufwettbewerb mit dem Motto „Kids run 4 kids“. Ich war sehr aufgeregt und gespannt wie alles ablaufen wird. Ich konnte nicht einmal schlafen, so nervös und aufgeregt war ich. An dem Morgen war mir klar, dass der große Tag anstünde. Meine Eltern kamen zu mir und weckten mich mit voller Motivation auf. Das beruhigte mich sehr, doch als ich in der Schule ankam, waren die Nervosität und auch die Aufregung wieder da. Wir machten uns mit der Klasse auf den Weg zum Stadtpark, wo der Wettbewerb stattfand. Die Aufregung war noch immer nicht weg und ich hatte Angst. Ich war sehr schüchtern deshalb blieb ich bis zum Start des Laufes bei meiner Lehrerin. Nach einer kurzen Pause waren wir endlich an der Reihe. Ich näherte mich der Startlinie und mit einem Pfiff legte ich los. Ich glaubte an mich, dass ich es schaffen werde, ich gab mein Bestes. ich lief so schnell ich konnte. Doch nach einer Weile bekam ich nicht mehr gut Luft. Ich blieb stehen und hustete sehr stark. Doch dann sah ich, wie alle mich überholten und gab nochmal Gas, auch wenn ich keine Luft mehr bekam. Ich sah schon die Ziellinie. Ich überholte einen nach dem anderen, doch leider gelang es mir nicht den Ersten Platz zu erreichen. Ich wurde Zweite, meine Lehrerin kam zu mir und umarmte mich. Sie sagte, dass sie sehr stolz auf mich war. Die Siegerehrung begann und sie riefen meinen Namen, dieser Moment ist unvergesslich für mich. Mein erster Wettbewerb und mein erster Erfolg. Ich bekam eine Baumwolltasche voller Geschenke und ein Baguette, das größer als ich war. Als ich zu Hause ankam und mich meine Eltern mit dem Pokal und Baguette sahen, lachten sie und sagten „Wir sind stolz auf dich“. Es war mein erster Erfolg und ich selbst war auch sehr stolz auf mich.

Mein Arbeit erzählt von meinem ersten Erfolg. Der Pokal mit den Medaillen symbolisiert auch meine weiteren Erfolge. Ein Tipp von mir: gebt niemals auf und versucht es immer wieder. Wie heißt es so schön: "No pain, no gain"

- Zeynep, Türkin , 19 Jahre

Tobias


Es passiert mir fast jedes Mal, wenn ich ins Theater, in die Oper oder in ein Konzert gehe, dass ich mich über das Verhalten mancher Personen am Buffet aufregen möchte und es dann doch fast nie tue. Das Pausensignal ertönt, und der oder die KulturbesucherIn begeben sich im schnellen Schritt oder manchmal schon im Laufschritt in den Pausenraum, um sich am Buffet zu stärken. Am Anfang bildet sich noch so etwas wie eine Reihe, doch bald herrscht das pure Chaos. Später Hinzukommende fürchten um ihre Versorgung und versuchen sich in irgendeiner Art und Weise einen Vorteil zu verschaffen. Von links, von rechts wird die Reihe aufgefüllt und bald sieht sich das Verkaufspersonal an der Buffet-Theke von mit Geldscheinen winkenden und nach Sekt und Brötchen rufenden, wohlsituierten Kunstgenießern umringt. Meist passiert es mir dann, wenn ich, wie immer natürlich ordentlich und korrekt in meiner Reihe auf die Bedienung wartend, dass ein besonders frecher Herr oder eine ebensolche Dame ihr ganzes Gewicht in die Schlacht werfend, sich an mir noch vorbei drängt und herrisch oder damisch die Bedienung der kulinarischen Genüsse verlangt. Was nun? Soll man denjenigen oder diejenige höflich ersuchen zu warten, bis die Reihe an ihn oder sie kommt oder ihn oder sie gar mit sanfter Körpergewalt aus seiner oder ihrer Position verdrängen? Soll man sich ärgern und schweigen? Nein, hier ist Ruhe angebracht. Man ist schließlich in einer Kulturveranstaltung und mit dem Gefühl, doch über den Dingen zu stehen, lässt man vornehm den Vortritt, sagt vielleicht noch: „Bitte, nach Ihnen. Guten Appetit“ und zeigt Gelassenheit und Toleranz.

Es gibt viele Situationen im Leben, in denen man sich womöglich im Recht fühlt, dennoch ist es besser, wenn man nachgibt. Mit dem Zitat "Whatever you are be a good one!" möchte ich auf meine Lebenseinstellung hinweisen. Für mich zählt, immer das Bestmögliche aus allem rauszuholen.

-Tobias, 17 Jahre
Slowakisch/österreichische Wurzeln, in Österreich geboren und aufgewachsen

Bernhard

Martin

STARS & STRIPES



Anmutig wehten die kunstvoll angeordneten Sterne an diesem Morgen im blauen Rechteck, nebst den rot-weißen Streifen. Der Sauerstoff, der durch die Stücke Stoff rauschte, nahm einen fast schon theatralischen Duft von Freiheit an, und jedes Mal, wenn der Wind durch die Straßen rauschte, meinte man, Teil von etwas Größerem zu sein, etwas, dass sich nur fühlen, empfinden lässt. Von unserem Fenster aus kann man die Fahnen über dem Eingang des Parlamentsgebäudes gut sehen. Der Bund und die Union thronten an diesem Tag fast schon majestätisch über die geschichtlich aussehenden, weil alten Wohngebäude gegenüber.

"Uff." Mit einem verschlafenen Seufzen startete er heute erstmals in den Tag, seine Hand die Bettdecke umklammernd und den Bezug zu einem Knäuel zusammenknüllend.
 "Good mornin'" er lächelte.
 "Morning, sleepy head." Mein Englisch klang wie immer plump. Ich versuche immer irgendwie, ihn in seiner eigenen Muttersprache zu übertrumpfen, obwohl es immer hohl und unauthentisch klingt - und zumeist auch gar nichts Besonderes ist. Das war schließlich nicht der Englischunterricht.
"How long've you been awake?"
"Almost three hours. Almost."
"Wait... you've only been sleeping for... jeez, two fuckin' hours?"
'Two and a half hours. So, at least a bit." 
"You're crazy" lächelte er, als er sich wieder in sein Kissen einrollte. 
"Hey, up with you, you can't sleep all day!" Eine halbscherzhafte Ermahnung wie im Buche. Im Grunde wollte ich ja, dass er weiter schläft, und sei es nur, um ihn sekkieren zu können. Ich hatte begonnen, sanft, halb grinsend loszusingen. "'Cause I got friends in low places, where the whisky drowns and the beer chases my bluuuueeees away".
"You know I hate this song. This utter piece of shit chased the blues outta me about 5 gazillion times a day in the States. "
Ich bin vielleicht der einzige Österreicher, der Garth Brooks kennt und gefühlte 100 seiner Alben im Schrank stehen hat - er vielleicht der einzige Amerikaner, der ihn nicht ausstehen kann. Beide mochten wir aber My Chemical Romance, so ziemlich das Einzige, wo sich unser Musikgeschmack überschnitt.

 Er hatte noch eine Stunde weitergeschlafen und ich hatte ihn gelassen. Es ist wunderschön, dieses Gefühl, neben dem noch schlafenden Partner aufzu- und über ihn zu wachen. Es gibt mir Geborgenheit, ihm Geborgenheit zu geben. Ich beobachtete inzwischen die Fahnen, die sich immer noch in anmutiger Manier prachtvoll über die Gegend schlängelten. Auch, wenn man sich nicht heimisch fühlt - noch nie heimisch gefühlt hat - so ist der Anblick einer wehende Flagge immer ein bewegender. Auf die ein oder andere Weise. Als er dann langsam und schwer ein weiteres Mal seine Augen öffnete, um den Tag zu begrüßen, liebten wir uns am sperrangelweitoffenen Fenster, während der Wind die Vorhänge über uns gleiten ließ. Beim Höhepunkt blickte ich auf und sah die sich räkelnden, zuckenden, wenngleich durch den Rausch verschwommenen Umrisse jener bedeutungsvoller Zugehörigkeitssymbole, die ich bereits davor bewunderte.

Wir hatten an diesem Tag viele Einkäufe zu erledigen. Artikel, die 50% unseres Paares fremd und dem Anderen Kindheit, Jugend und nostalgischer Rückblick waren. Geschäfte wurden auf allerhand Lebens- aber auch Genussmittel durchkämmt, -wühlt und –sucht, tagein tagaus. Aber dafür Hand in Hand, ohne dass uns die unterschiedliche Anzahl unserer Sterne und Streifen auffiel. 
Im Vorbeigehen sah ich, dass die auf langen Stöcken gebundenen Stoffstreifen schlaff und bedeutungslos herunterhingen, und zog daran vorbei. 

Egal, wo. Wir sind immer Tiere. Und werden nirgendwo etwas anderes sein.



Nun denn, als gebürtiger Österreicher ohne Migrationshintergrund, der auch nicht der Vorzeigepatriot ist (ein Heimatsgefühl habe ich an dem Ort, den ich zu meiner Heimat wähle, nicht zwangsläufig dort, wo ich geboren bin), lag mein Fokus weniger auf meiner Herkunft, als auf der Herkunft dessen, was mein Leben beeinflusst. Ich bin mit größtenteils US-amerikanischer Musik, größtenteils japanischen Serien und größtenteils chinesischem Spielzeug (zu besagten Serien) aufgewachsen - meine liebste Filmreihe als Kind war eine britische. Die Medien und Konsumgüter, die mein Leben damals wie heute beeinflussen, haben weitere Wege zurückgelegt als ich, daher widmete ich mein Projekt nur passiv mir - da Musik mich zu großen Teilen geformt hat.
Für das Bild sah ich mir meine Musiksammlung noch einmal an und entdeckte nebst der zu erwarteten Vielzahl an Genres, die von Pop über HipHop und Electronica bis Rock (besonders im Symphonic, Gothic oder Emo-Bereich) reicht, auch überraschend viele Ethnien unter den Interpreten meiner CDs (und das sind tausende...). 20 davon habe ich mir herausgesucht und in diesem Bild vereint. Zwar waren die USA und Deutschland am Prominentesten vertreten, und es handelt sich hier auch nicht um meine 20 Lieblingsmusiker (dazu fehlen noch Madonna, Prince, Tokio Hotel, Evanescence, Kollegah, Insane Clown Posse, Rammstein,...), aber um 20 Musiker, welche mir sehr gefallen und meinen Geschmack geprägt haben. Sie symbolisieren sowohl musikalische als auch ethnische Vielfalt, sind allerdings darin vereint, im CD-Schrank und auf Smartphone-Playlists eines 19-jährigen Österreichers zu stehen.

Die Geschichte zeigt nicht nur eine vielleicht kulturell bedingt andere Sichtweise auf dieselbe Musik, sondern schildert auch einen typischen Morgen aus der Sicht eines homosexuellen Paares unterschiedlicher Herkunft.


Martin

Tobias


Der Genuss aus der Sicht eines dreijährigen Buberls

In Semmelbrösel und Ei paniert, eine schöne Kruste, goldbraun gebraten, mit Preiselbeeren garniert und einem erfrischenden Seiderl dazu – das Wiener Schnitzel. Seit Generationen fasziniert es ganz Österreich und auch mich - schon immer? Als ich drei Jahre alt war, kam eines schönen Frühsommertages mein Vater zu mir und meinte aus heiterem Himmel „Bua, heut‘ kriegst was g’scheites zum Essen.“ Ich wusste nicht, was er meint, hatte ich doch schließlich nicht das Gefühl, dass ich bis dahin nichts g’scheites gegessen hatte. Doch gut, gesagt getan: ab in die Küche. Mit meinen zarten drei Jahren dachte ich beim Anblick des großen Fleischhammers natürlich, dass hier gleich ein Unglück geschieht und fing an zu weinen. Doch bald erkannte ich, dass das große Ding nur der Klopfer für das Fleisch war. Und so wurde Kalbsfleisch – natürlich frisch vom „Greissler Peppi“ - geklopft. Und ich versuchte mitzumachen, so gut es eben ging. Das Fleisch mit Semmelbrösel überziehen, in Ei tunken und auf einem Teller für die große Pfanne bereitlegen. Ziemlich aufregend, zumindest für so ein kleines, dreijähriges Buberl wie mich. Das zischende Geräusch der Pfanne hörte ich nur aus der Ferne, zu klein war ich, um mich dem spritzenden Fett aussetzen zu können. Stattdessen wartete ich so geduldig, wie ein Dreijähriger eben geduldig sein kann, auf das prophezeite „g’scheite Essen“. Dann endlich war es so weit, der Moment des Genusses kam und – ich spuckte das Stück Schnitzel mit einem lauten „Bääääh, das mag ich nicht“ wieder aus und suderte danach noch mindestens eine halbe Stunde, wie schlecht das nicht gewesen wäre. Ein echter Österreicher eben.

Ein typischer Österreicher jammert bei allem, das ist einfach so. Egal, um was es geht, die Hauptsache ist das Jammern. Mit meinem Text und meinem Bild parodiere ich auf liebevolle Art und Weise dieses typisch österreichische Attribut und kombiniere es mit der österreichischen Küche. Weü - a echter Wiener geht jo bekanntlich ned unter.

- Tobias, a echta Weaner, 17 Jahre 

Eric

Am 20 Februar 2016 ging ich in die Albertina um mir eine Ausstellung zum Thema Romantik anzusehen. Ich ging durch die Ausstellung, betrachtete die Bilder - manche waren schön, andere eher gewöhnungsbedürftig.
So ging ich also durch die Ausstellung. Plötzlich sehe ich ein Bild, welches mich wie kein anderes in seinen Bann zieht. Ich bin mir nicht sicher, wie lange ich dort stand. Wie lange es auch war, es war nicht lange genug um die Gesamtheit des Bildes zu erfassen.
Das Bild stellte eine gotische Burg auf einem Berg dar, gleich an der Küste mit einer kleinen Hafenstadt, hinter der Burg war Wald. Im Vordergrund waren Männer edel gekleidet zu Pferd - eine Kutsche umritten auf ihrem Weg zur Burg. Im Hintergrund die Sonne im blauen Himmel die Burg hell beleuchtend.
Die Magie die dieses Bild ausstrahlt, ist unbeschreiblich. Ich hätte noch weitere Stunden vor diesem Bild stehen können und es hätte mich immer noch in seinem Bann. Es erfüllte mich mit einer Freude, die nur schwer zu begreifen ist, da man nicht genau sagen kann, was für eine Freude dies ist. Und obwohl ich mich an diesem Bild erfreut habe, war es noch ein tieferes Gefühl als das. So tief, dass man es nicht mit Worten beschreiben kann.

Im Prinzip beschreibe ich hier die Gefühle, die ich verspürt habe, als ich das Bild von Karl Friedrich Schinkel gesehen habe. Es hat einfach diese Mystik und Faszinantion, die ich bis jetzt nur bei Fantasyromanen gesehen habe. Der Hafen der Númenorer oder der Elben von Beleriand könnte so aussehen. Das ist es, was mich an diesem Bild so fasziniert.

Eric

Daniel

Geteilte Hoffnung?

Seit nun mehr als 18 Jahren bin ich hier. Aber wo? Und warum? Wer ist hier?
Diese Fragen beschäftigen mich schon mein Leben lang, also seit dem ich denken kann. Aber wenn ich so nachdenke komme ich zu dem Entschluss, dass ich diese Fragen nicht alleine beantworten kann. Ich bin einfach nicht in der Lage dazu. Keine Ahnung warum. Aber ich wollte unbedingt Antworten auf meine Fragen, ich meine was gibt es Schlimmeres als irgendwo zu sein, ohne im Entferntesten zu wissen, warum und wieso, einfach zwangsbeglückt zu werden mit einer Existenz, die man vielleicht gar nicht haben will.
Also habe ich versucht, Antworten auf meine Fragen herauszufinden. Anfänglich habe begonnen zu recherchieren, wo ich herkomme und was ich hier mache. Das fiel mir leicht, ich habe mich an die Menschen gewandt, die mich zur Welt brachten. Doch nach einiger Zeit merkte ich, dass sie keine Antworten auf meine Fragen hatten. Ich merkte, sie konnten mir einfach nicht weiterhelfen. Vielleicht wollten sie mir nicht weiterhelfen, jedenfalls taten sie es nicht.
Ich gab aber nicht auf. Ich habe im Laufe meines Lebens andere Menschen kennengelernt. Menschen mit einer anderen Familie, mit einer anderen Hautfarbe, mit einem anderen Charakter. Obwohl mir diese Menschen völlig fremd waren, habe ich irgendwann einmal begonnen, mit ihnen zu sprechen. Ich fand heraus, dass diese Menschen, die ich kennengelernt habe, meist Jugendliche in meinem Alter, sich auch dafür interessieren, wo sie herkommen und wer sie eigentlich sind.

Yasser



Beerdigung eines Teils der früheren Norm

Dieses Werk soll verdeutlichen, dass das traditionelle Wohnzimmer ausstirbt, in dem die Familie zusammen isst, fernsieht, Spiele spielt oder einfach zusammensitzt und Zeit miteinander verbringt. Das Wohnzimmer wird von den meisten Jugendliche nur noch als der Raum mit dem größten Fernseher oder das Zimmer mit der Couch gesehen.

Für meine Arbeit zog ich Objekte in Betracht, die kaum oder nur zu ganz besonderen Anlässen bei uns zu Hause verwendet werden. Ich bemerkte, dass meine Familie, ausgenommen im Ramadan, nie gemeinsam am Esstisch sitzt und isst, und dass das vermutlich auch bei einem Großteil der Familien in globalisierten Ländern der Fall ist. Wenn kaum noch jemand am Esstisch sitzt, ist es auch sehr wahrscheinlich, dass die Familie sich praktisch nie gemeinsam im Wohnzimmer aufhält. Darum sah ich es als eine gute Idee, mit meinem Projekt Aufmerksamkeit zu erregen um die Familien zurück in die Wohnzimmer und an den Esstisch zu bringen, sodass sich der Zusammenhalt familienintern wieder verbessert.

-Yasser, ägyptisch/marokkanischer Herkunft, in Österreich geboren