Fatma

Fatma T.: "Die Brücke", mixed Media (3d-Collage, Textil, Acryl auf Papier, 3-D Rahmen), 32x32 cm

Die Brücke

Ich hoffe das hält. Wenigstens stabil genug um mich zu tragen.
Das Material sieht nicht sehr stark aus. Naja, wie stark kann es schon sein, es besteht aus meinen Bettdecken und Tüchern. Wenn ich ein Geräusch mache. Ja, das wäre mein Ende.
Aber schlechter kann es ja kaum werden.
All die Gesichter. Meine Eltern. Meine Geschwister.
Ich sehe schon die Tränen. Die Tränen wären wahrscheinlich fürs Geld.
Der Alte würde wahrscheinlich all das Geld zurückwollen.
All das was er für eine 14-jährige, für mich, bezahlt hatte.
Meine Eltern haben wahrscheinlich schon vieles damit gekauft. Dann würden sie vieles verkaufen müssen um es zurückzubezahlen. Vielleicht Land oder Gold oder Kühe.
Ah, Kühe. Das erinnert mich an meinen Vater.
Ich höre schon meinen Vater fluchen „Irem, diese or***u ,wie viel Schaden sie uns bringt, wäre besser wenn wir sie dem anderen verkauft hätten, dem konnte sie nicht entfliehen“.
Arme Eltern.
Aber schlechter kann es ja kaum werden.
Schlechter als mein Leben mit einem Fremden, 40-jährigen Mann verbringen zu müssen. Der noch dazu nicht mal weiß, wer Cemal Süreya ist.
Cemal Süreye. Die Romane, die ich unten im Keller gefunden habe.
Ich glaube das war der Hauptauslöser.
Die Städte, von denen er redet. Hier gibt es sowas nicht.
Die Freiheit über die er erzählt.
Ob ich es bis dorthin schaffe? Und was mache ich dann dort?
Auf den Straßen schlafen? Als Prostutierte arbeiten?
Aber schlechter kann es ja kaum werden.
Wie süß diese Freiheit für meine Ohren klingt. Fast so süß wie die meine Hochzeitstorte von heute Abend.
Aber jetzt ab runter.

Eine Arbeit, die meinen Text bildlich darstellt: Das Haus, das ihr so schwer fällt zu verlassen. Eine Brücke, die den Übergang zwischen der Freiheit und der Gefangenschaft darstellt. Ein Tuch, das als ihr größtes Hilfemittel dient. Und ein Ballon, der die Freiheit symbolisiert.

18-jährige Türkin

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