Tobias


Der Genuss aus der Sicht eines dreijährigen Buberls

In Semmelbrösel und Ei paniert, eine schöne Kruste, goldbraun gebraten, mit Preiselbeeren garniert und einem erfrischenden Seiderl dazu – das Wiener Schnitzel. Seit Generationen fasziniert es ganz Österreich und auch mich - schon immer? Als ich drei Jahre alt war, kam eines schönen Frühsommertages mein Vater zu mir und meinte aus heiterem Himmel „Bua, heut‘ kriegst was g’scheites zum Essen.“ Ich wusste nicht, was er meint, hatte ich doch schließlich nicht das Gefühl, dass ich bis dahin nichts g’scheites gegessen hatte. Doch gut, gesagt getan: ab in die Küche. Mit meinen zarten drei Jahren dachte ich beim Anblick des großen Fleischhammers natürlich, dass hier gleich ein Unglück geschieht und fing an zu weinen. Doch bald erkannte ich, dass das große Ding nur der Klopfer für das Fleisch war. Und so wurde Kalbsfleisch – natürlich frisch vom „Greissler Peppi“ - geklopft. Und ich versuchte mitzumachen, so gut es eben ging. Das Fleisch mit Semmelbrösel überziehen, in Ei tunken und auf einem Teller für die große Pfanne bereitlegen. Ziemlich aufregend, zumindest für so ein kleines, dreijähriges Buberl wie mich. Das zischende Geräusch der Pfanne hörte ich nur aus der Ferne, zu klein war ich, um mich dem spritzenden Fett aussetzen zu können. Stattdessen wartete ich so geduldig, wie ein Dreijähriger eben geduldig sein kann, auf das prophezeite „g’scheite Essen“. Dann endlich war es so weit, der Moment des Genusses kam und – ich spuckte das Stück Schnitzel mit einem lauten „Bääääh, das mag ich nicht“ wieder aus und suderte danach noch mindestens eine halbe Stunde, wie schlecht das nicht gewesen wäre. Ein echter Österreicher eben.

Ein typischer Österreicher jammert bei allem, das ist einfach so. Egal, um was es geht, die Hauptsache ist das Jammern. Mit meinem Text und meinem Bild parodiere ich auf liebevolle Art und Weise dieses typisch österreichische Attribut und kombiniere es mit der österreichischen Küche. Weü - a echter Wiener geht jo bekanntlich ned unter.

- Tobias, a echta Weaner, 17 Jahre 

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